Umso wichtiger ist eine professionelle und gut durchdachte Vorgehensweise, um die eigene Kapitalanlage zu strukturieren. Was können Privatinvestoren tun, um gerade in diesem Umfeld Ihre Anlageziele zu erreichen? Wir haben die wichtigsten Anlagetipps für Sie zusammengetragen.
#1 Detaillierte Analyse der Ziele und des Vermögens
Ohne nicht genau Ihre Ziele zu kennen, kann keine darauf passende Anlagestrukturierung durchgeführt werden. Ohne nicht genau alle Bestandteile des Vermögens zu kennen, kann keine Aussage getroffen werden, ob die Ziele erreichbar sind oder nicht. Damit können auch Anlagebestandteile mit einbezogen werden, an die man im ersten Moment nicht denken würde, wie die selbstgenutzte Immobilie oder die Kunstsammlung. Doch auch diese sind Bestandteile, die als Sicherheit zur Verfügung stehen und sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, die eigenen Ziele zu erreichen.
#2 Richtig Strukturieren
Das ist einer der wichtigsten Begriffe – die Kapitalanlage sollte strukturiert und diszipliniert durchgeführt werden. Automatisierte und digitale Prozesse können viel tun, um das Bauchgefühl zu vermeiden, das grundsätzlich kein guter Ratgeber ist.
#3 Zusammenpassen von Zielen und Vermögen
Das, was im institutionellen Umfeld unter der Begrifflichkeit Asset Liability Management (ALM) bekannt ist, ist nichts anderes, als Ihre finanziellen Ziele in Zahlungen zu übersetzen und die Kapitalanlage darauf passend zu gestalten. Ziele können z.B. sein – früher in Rente zu gehen mit gleichzeitigem Kapitalerhalt. Den einzigen Zweck, den Ihre Kapitalanlage hat, ist es, diese Ziele zu erreichen. Damit ist der Zeitpunkt der Zahlung des Ziels genauso relevant, wie die Höhe der Zahlung und welchen Einflussfaktoren die Zahlung unterliegt. Wenn die zeitliche Relevanz und Einflussfaktoren der Ziele und der Kapitalanlage die gleichen sind, wird das Risiko vermindert, dass die Kapitalanlage nicht ausreicht, um das Ziel zu erreichen.
#4 Seine Risiken kennen
Es gelingt so gut wie nie, eine Vermögensstruktur ohne jegliche Risiken aufzubauen. Das Risiko, seine Ziele nicht erreichen zu können, sollte aber jedem bekannt sein. Eine professionelle Anlage kann die Risiken nicht vollständig eliminieren, aber wird immer versuchen, diese zu begrenzen. Das Risiko, das übrigbleibt, kann dargestellt und dem Anleger bewusst gemacht werden. Darum geht es – bewusste Risiken einzugehen.
#5 Ein in sich stimmiges System bauen
Für jede Anlagestruktur wird es prognoserelevante Parameter geben, die man sich vorher überlegen muss. Wichtig ist, dass man sich nicht auf die Prognose verlässt, sondern sich auch überlegt, was passiert, wenn die Welt sich anders entwickelt. Und was passiert dann mit den anderen Parametern, die davon abhängen – ein äußerst komplexes System, was sich nur mit Computerpower lösen lässt. Je mehr Szenarien der Welt man sich überlegt, umso wahrscheinlicher trifft man das tatsächlich Eintretende. Dies nennt man Szenariogenerierung. Eine Kapitalanlage sollte so gesetzt sein, dass Sie in möglichst vielen dieser Szenarien Ihre Ziele erreichen können.
#6 Mit realistischen Annahmen arbeiten
Die heute noch an Universitäten gelehrte „moderne“ Kapitalmarkttheorie wurde in den 70er Jahren entwickelt – ein hervorragendes Modell, wenn man annimmt, dass die Welt einer Normalverteilung (Risiken um die Renditen symmetrisch sind) folgt. Inzwischen hat man viele Krisen gesehen und empirisch nachgewiesen, dass Renditen in schlechten Zeiten stärker fallen als sie in guten Zeiten steigen – die Normalverteilung stimmt also nicht. Erschreckenderweise wird im Privatkundensegment – anders als bei institutionellen Anlegern – trotzdem fast ausschließlich mit auf Normalverteilung basierten Modellen gerechnet. Das ist ein kapitaler Fehler. Darum sollte man darauf achten, dass Verfahren angewendet werden, die nicht dieser Annahme unterliegen – sonst werden Risiken massiv unterschätzt.
#7 Auf Gebühren achten
Gebühren fressen einen erheblichen Teil der Rendite wieder auf – umso wichtiger auf Gebühren zu achten. Institutionelle Investoren zahlen heute einen Bruchteil für die Anlage verglichen mit Privatinvestoren. Dies liegt daran, dass sie Fragen stellen – im sehr erheblichen Gegensatz zu Privatinvestoren, die meist nicht an ihren Gebühren interessiert sind. Zahlen Sie keine Ausgabeaufschläge, lassen Sie sich genau erklären, wie hoch die Verwaltungsvergütungen sind und wie viel der Anlageberater von den Fondsgebühren einbehält, fragen Sie, wie viel Transaktionskosten Sie bezahlen und vergleichen Sie.
#8 Wertvorstellungen berücksichtigen
Auch integrieren institutionelle Anleger immer häufiger ihre Wertvorstellungen zum Thema Nachhaltigkeit. Sie machen ihren Anlagemanager diesbezüglich klare Vorgaben. Als Privatanleger kann man dies auch tun: Damit können Vorstellungen berücksichtigt werden, die einem vielleicht nicht sofort bei der Begrifflichkeit Geld einfallen. Vielleicht sind Sie am Umweltschutz interessiert, vielleicht denken Sie, dass die Manager der Unternehmen nicht so hohe Boni erhalten sollten. Als Investor in diese Unternehmen können Sie Einfluss ausüben, insbesondere dann, wenn alle so denken wie Sie. Als Gruppe sind Sie mächtig – und dies verschafft Ihnen die Möglichkeit, eine Veränderung herbeizuführen.
Mit diesen Prinzipien arbeiten institutionelle Anleger heute erfolgreich – es ist an der Zeit, diese auch in der Kapitalanlage für Privatanleger anzuwenden.